Begegnet man den Werken von Gala Melamed, die oft in Hochformaten umgesetzt sind, fällt es sofort auf, dass die Portraitierten einen direkten Bezug zum Betrachter aufnehmen. Bewusst misst die Künstlerin der Ausarbeitung der Augenpartie eine besondere Bedeutung zu: der nachdenkliche, nach innen gewandter Blick, verrät dennoch viel vom Charakter und Temperament des Dargestellten. Auch der oft in zwei symmetrische Teile abgegrenzter Hintergrund lässt die Person stärker ins Bildzentrum treten und erlaubt eine bessere Auseinandersetzung mit der innerlicher Befindlichkeit des Modells. Die Konzentration auf das psychologische Bild des Dargestellten, verbunden mit klarer Linie der Zeichnung und der Suche nach deren adäquaten farbigen Umsetzung, lässt die Absolventin der Kunstakademie in Riga als hervorragende Nachfolgerin des Porträtmalers Abraham Bykows und eines der berühmtesten russischen Künstlers Pavel Tschistjakow erkennen.

                                                                                Janina Wegner-Keres