Die Galerie Vinogradov präsentiert neue Arbeiten der beiden in Berlin ansässigen Künstler. Bei
aller Unterschiedlichkeit des Genres und der Ästhetik, ist J. Zurkans und E. Adamovas Werk ein
tiefes, sensibles Verhältnis zu den vergangenen Kunstepochen und zur alttestamentarischen
Geisteswelt eigen. Ihr reflektierendes Traditionsbewusstsein drückt sich in einer modernen
abstrahierenden Formsprache aus, die den Bogen spannt aus den Tiefen der Jahrhunderte
hinüber – in unsere Zeit.

Juri Zurkans Gemälde und Grafiken atmen Ruhe und Gelassenheit, ohne jemals statisch zu
wirken. Der Betrachter taucht ein in eine wundersame Welt erhabener Gestalten in
renaissancehaft wallenden Gewändern, bärtiger Propheten und zarter Frauenprofile. Die
Figuren stehen auf Marmorböden, übersät mit Granatäpfeln, zwischen Säulen, die den Blick
freigeben in die Weite zeitloser Landschaften unter der transzendenten Bläue des südlichen
Himmels. Es ist die poetische Farbdynamik seiner Bilder, die eine lebendige Beziehung zum
Abgebildeten herstellt und den Betrachter mitten hineinreißt, ins Bildgeschehen.

Im biblischen Zyklus Das Buch Esther geht es Ella Adamova bei König David oder dem jüdischen
Gelehrten Daud weder um pathetische Verehrung noch realistische Darstellung. Ihre
abstrahierende Methode bewirkt vielmehr eine maximale Annäherung an die menschlichen
Charaktere. Versehen mit der Patina vergangener Epochen, erwecken sie zudem den Eindruck
eines soeben gehobenen archäologischen Fundes – allerdings in der modernen Interpretation
der Künstlerin: Die Porträts sind zugleich Porträtvasen und vermögen in – auch haptisch
erkundbarer - Nähe zum Betrachter einen Dialog herzustellen - über die Jahrhunderte hinweg